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Anton Linsmayer (1865-1886)
Geboren 1827 in Deggendorf,
absolvierte Linsmayer 1846 das Gymnasium in Straubing. Nach seinem Studium und
Staatsexamen für das "philologische-historische Lehramt" unterrichtete er
zunächst sechs Jahre als Assistent am Gymnasium in Bamberg, bevor er 1852 Lehrer am
Maximiliansgymnasium wurde. Nebenamtlich übernahm er 1857 von Beilhack die
Repetitorstelle an der Kgl. Pagerie. Anerkennung fanden seine wissenschaftlichen Arbeiten
über Livius, Cicero und Tacitus.
1873 wurde er in den neu gegründeten Schulrat berufen und musste in dieser Eigenschaft
bayerische Gymnasien insbesondere bei den Abiturprüfungen inspizieren.
Bereits in seinem ersten Amtsjahr forderte der 38-jährige Linsmayer einen Neubau der
Schule, in den dann die dringend benötigte Turnhalle untergebracht werden könnte. Ins
Auge gefasst wurde ein Grundstück in der Nähe des Maximilianeums am Max-II.-Denkmal (auf
dem später das Wilhelmsgymnasium errichtet wurde), weil man mit einer Ausdehnung der
Stadt in diese Richtung rechnete.
In einer beiliegenden Bauskizze forderte er zusätzliche Zimmer zur Differenzierung des
Unterrichts bei ungleichen Kenntnissen großer Klassen in den Fächern Religion,
Mathematik, ferner einen Saal für Prüfungen und Schulfeste, Aufenthaltsräume für
Schüler in den Zwischenstunden, eine Dienstwohnung für den Schulleiter, auch eine
heizbare Hauskapelle und - zwei Karzer.
Zunächst aber musste ein zweiter Raum zur Teilung der ersten Lateinklasse, die 93
Schüler umfasste, gefunden werden. Zuerst konnte man ein Zimmer im Gebäude der
Lottoadministration anmieten, dann in der Baugewerkschule und schließlich in den Räumen
des Kriegsministeriums in der Maxburg.
Dieses Provisorium fand ein Ende, als dem Maximiliansgymnasium am 1. Mai 1870 zwölf
Klassenräume, ferner ein Rektorats- und Bibliothekszimmer im Damenstiftsgebäude an der
Ludwigstraße für eine Jahresmiete von 3300 fl. Zugewiesen werden, die neue Heimat der
Schule für über 40 Jahre.
Der geplante Neubau allerdings wurde damit zurückgestellt.
Auf den neuen Lehrplan von 1874, der vor allem die Pflege und Kenntnis der Muttersprache
betonte, hatte Linsmayer als Mitglied des Obersten Schulrates großen Einfluss. Das
Christentum wurde im Gegensatz zur früheren Schulordnung von 1854 nicht mehr als
Grundlage der Bildung neben dem Studium der Sprachen und Literatur genannt, ein deutliches
Zeichen des wachsenden Einflusses liberalerer Kreise in der Schulpolitik und Vorbote des
späteren Kulturkampfes.
Während seiner Amtszeit stieg die Zahl der Schüler von 253 auf 651.
Unter ihnen befanden sich Max Planck (1867-1874) und der spätere Kronprinz Rupprecht
(1882-1886).
Zahlreiche Lehrer in der Ära Linsmayer hatten einen hohen wissenschaftlichen und
pädagogischen Ruf weit über die Schule hinaus, wie Wolfgang Markhauser, der spätere
Rektor des Luitpoldgymnasiums, oder Friedrich Ohlenschlager, ein Historiker von
internationalem Ruf, der Rektor zuerst in Speyer, dann am Ludwigsgymnasium wurde, oder
Johann Gerstenecker, erster Rektor des Wittelsbacher Gymnasiums, dessen Nachfolger
wiederum Dr. Philipp Stumpf wurde, der am Maximiliansgymnasium von 1879 bis 1902
unterrichtete. Großen Wert legte Linsmayer darauf, dass der gesamte Wahlunterricht aus
pädagogischen Gründen von den Klassenlehrern gegeben wurde.
Wie sehr dieser dritte Rektor des Maximiliansgymnasiums an seinen Schülern und seiner
Schule hing, beweist die Anekdote, die beim 75-jährigen Stiftungsfest ein Ehemaliger
über den sterbenden Rektor erzählte: "In dem Augenblicke, in dem sich jenes dunkle
Tor vor ihm auftat, bat er seine geistvolle Gattin, die Fenster zu öffnen, damit er den
Lärm seiner Jugend in der Freiviertelstunde noch einmal hören könne."
Am 13. April 1886 stirbt Linsmayer im Alter von 59 Jahren. |
1865 |
- Die Schülerzahlen steigen wieder. Die erste
Lateinklasse zählt 84 Schüler, darf aber nicht geteilt werden
- Im Jahresbericht werden für jeden Schüler wieder
die Einzelnoten in den Fächern aufgeführt
- Die Lehrerschaft wird unterschieden nach
Klassenlehrern, Fachlehrern der ordentlichen und Fachlehrern der außerordentlichen
Fächer
- Der Rektor als Klassenlehrer der Abschlussklasse
wird jetzt meist unterstützt von einem Assistenten
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1866 |
- In der Schule unterrichten 13 ordentliche und 12
nebenberufliche Lehrer
- 11 israelitische Schüler erhalten Unterricht beim
Rabbiner H. Aub und beim Prediger Dr. Engelbert
- Max Planck tritt am 14. Mai 1867 mit 9 Jahren in
die erste Lateinklasse
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1867 |
- Max Planck erhält von allen protestantischen
Schülern den Preis aus der Religionslehre und dem sittlichen Betragen
- Zum ersten Mal wird Oskar Miller in der zweiten
Lateinklasse als Kamerad von Max Planck geführt
- Erstmals wird dem Jahresbericht das sog.
"Programm" beigelegt, ein wissenschaftlicher Beitrag eines Kollegen
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1868 |
In der Schule herrscht große Raumnot,
weil wegen Überfüllung die 1., 2. Und 3. Klasse geteilt werden müssen. Die 1A wird im
Lotto-Administrationsgebäude, die 2. Kl. "wegen Mangels jeden anderen Lokals in
einem Privathause durch Aftermiethe" untergebracht
- 24.10.1868: Turnen wird Pflichtfach
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1869 |
- Max Plancks Bruder Adalbert zeigt nur schwache
Leistungen, ist Klassenletzter
Oskar Miller hat das
Maximiliansgymnasium verlassen
- Auch die übrigen Klassen der Lateinschule müssen
geteilt werden und kommen im Damenstiftsgebäude in der Ludwigstraße unter
- Im dazugehörigen Garten wird der Turnplatz
eingerichtet
- Die größte Raumnot ist beendet: Das
Maximiliansgymnasium hat nun Räume für acht Lateinklassen für allerdings höchstens 36
und vier Räume für die Gymnasialklassen für höchstens 24 Schüler
- Der bislang konfessionelle Geschichtsunterricht
wird für die 3. Und 4. Lateinklasse nun von den Klassenlehrern erteilt, drei Jahre
später auch in den Gymnasialklassen
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1870 |
- Wegen Raumproblemen wird der Mittelpavillon des
neuen Damenstiftsgebäudes an der Ludwigstraße zugemietet (Einzug zum Schuljahresbeginn
1870/71), der Garten dahinter wird Turnschule
- Große Kriegsverluste in Schüler- und
Lehrerschaft
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1871 |
- Rechtsanwalt Gotthelf gründet, weil sein Sohn
Julius am 27.12.1871 verstarb, eine Stiftung für bedürftige Schüler der 3. Lateinklasse
mit jährlich 15 fl., Später 30 fl.
- Der Schulleiter dankt für die "Regelung der
Gehaltsverhältnisse des Lehrpersonals", denn die Gymnasiallehrer werden ab 23. Mai
1872 im Gehalt den Juristen gleichgestellt, was ein ausreichendes Einkommen sichert und
Wertschätzung in der Öffentlichkeit bringt
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1872 |
- Rektor Linsmayer wird Mitglied des obersten
Schulrates
- Max Planck macht Abitur als Viertbester seiner
Klasse mit Gesamtnote I (Religion 1 Latein 1-2 Griechisch 1-2 Deutsch 1-2 Französisch
1-2 Mathematik 1 Geschichte1)
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1873 |
- Für das kommende Schuljahr wird eine 5.
Lateinklasse eingeführt: Schuldauer nun 9 Jahre
- Die neue Schulordnung tritt in Kraft:
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1874 |
- Die Zahl der Unterrichtsstunden in Latein und
Deutsch wird angehoben
- Turnen erhält in allen Klassen zwei Wochenstunden
- Philosophische Propädeutik wird Pflichtfach in
der Oberklasse
- Abgeschafft werden die Übertrittsprüfungen aus
der Lateinschule, die schriftliche und mündliche Abiturprüfung in Religion, die
täglichen Andachtsübungen und der bislang verpflichtende Besuch der Schulmesse an
Werktagen
- Die Naturwissenschaften gewinnen an Bedeutung:
Unterricht in der Naturbeschreibung soll erteilt werden, wenn geeignete Lehrer vorhanden
sind
- Rektor Linsmayer führt Fachkonferenzen ein
- Die Trennung zwischen Studienlehrern der
Lateinschule und den Professoren des Gymnasiums verschärft sich
- Der Jahresbericht erscheint in DIN-A5-Größe:
Schüler werden alphabetisch aufgeführt, ohne Rangordnung und Zensuren, aber mit Angabe
der Konfession: 309 Katholiken, "darunter 17, welche wegen ihrer Stellung zu den
Beschlüssen des jüngsten vaticanischen Concils dispensiert waren"
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1875 |
- Von den 476 Schülern sind 285 katholisch, 12
altkatholisch, 156 protestantisch, 44 israelitisch (ca. 9%)
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1876 |
- Gymnasialprofessor Michael Heumann wird nach
Vollendung des 70. Lebensjahres in den Ruhestand versetzt
- Assistent Heinrich Bürgel wird für eine
wissenschaftliche Reise nach Italien und Griechenland beurlaubt, auf der er stirbt
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1878 |
Max Planck,
"geprüfte(r) Lehramtscandidat für Mathematik und Physik", leistet
Aushilfe als Mathematiklehrer in mehreren Klassen für den erkrankten Prof.
Müller, seinen ehemaligen Lehrer
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1880 |
- Das Kollegium umfasst nun 35 Klassen- und
Fachlehrer
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1882 |
- Seine Kgl. Hoheit Prinz Rupprecht nimmt am
Unterricht der I. Gymnasialen Abteilung A teil
- Prof. Friedrich Ohlenschlager wird a.o. Mitglied
der K.b.Akademie
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1883 |
- Prinz Rupprecht wird dem Schülerverzeichnis
vorangestellt
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1884 |
- Hebräischunterricht wird ab sofort nicht mehr
gemeinsam für die Schüler der drei Münchner Gymnasien erteilt, sondern in einem eigenen
Kurs für Schüler des Maximiliansgymnasiums
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1886 |
- 13.4.86: Rektor Linsmayer stirbt im Alter von 59
Jahren. Dr. Nikolaus Wecklein, Rektor in Passau, wird sein Nachfolger
- Prinz Rupprecht macht Abitur
- Kgl. Ministerialrat und Generalsekretär Dr.
Joseph von Giehrl ist Kommissär bei der Gymnasialabsolutorialprüfung
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