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Dr. Ernst Kemmer (1934-1938)
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Dr. Bodensteiner
hatte seinem Nachfolger Dr. Ernst Kemmer, als er am 30.06.1934 in Ruhestand ging, kein
leichtes Erbe hinterlassen, galt doch das Maximiliansgymnasium den neuen
nationalsozialistischen Machthabern als konservativ und wenig linientreu.
Auch wenn einige Lehrer der Partei beitraten, hielt sich die politische Beeinflussung der
Schüler in Grenzen. Schulleiter und Lehrer am Maximiliansgymnasium beriefen sich immer
auf den neuen Unterrichtsminister Hans Schemm, der im Amtsblatt im März 1933 als
Erziehungsprogramm verkündet hatte: "Unsere Religion heißt Christus - unsere
Politik heißt Deutschland."
Der neue Schulleiter Dr. Ernst Kemmer hatte bereits von 1913 bis 1923 als Studienprofessor
an unserer Schule gewirkt, bevor er ans Theresiengymnasium versetzt wurde.
Weil man an allen Schulen den Samstag als sog. Staatsjugendtag für nationalpolitische
Themen und Aktionen einrichtete, musste der Unterricht für die vier unteren Klassen auf
fünf Tage verteilt werden. Für alle Klassen wurde die bisherige 60-Minuten-Stunde auf 45
Minuten verkürzt. Verpflichtend und immer zahlreicher wurden die Feiern zur politischen
Erziehung an Gedenktagen für historisch bedeutsame Ereignisse, sowie kulturelle
Feierstunden, z.B. Am Muttertag oder am Tag der deutschen Hausmusik, verpflichtend auch
die Flaggenehrung zu Beginn und am Ende jeden Trimesters.
Für nationalsozialistische Propagandafilme wurden den Schulen zahlreiche
Projektionsapparate geschenkt, die am "Max" aber vor allem für den
Fachunterricht genutzt wurden. Dr. Kemmer hatte zu diesem Zweck im Kellergeschoss der
Schule einen eigenen Filmraum einrichten lassen.
In seiner Zeit wurden auch der Wahlunterricht Chemie, vielfältiger Werkunterricht und
mehrtägige Skifahrten eingerichtet. Erheblich störten den Unterricht die Einrichtung des
zivilen Luftschutzes und die zahlreichen Probealarme. Das Kellergeschoss wurde
größtenteils als Luftschutzraum ausgebaut. Mit der Einführung des Reichsarbeitsdienstes
und der allgemeinen Wehrpflicht verkürzte man die Gymnasialzeit auf 8 Jahre.
Dr. Kemmer suchte vor allem nach neuen Möglichkeiten, den Klassengeist und die
Identifikation mit der Schule zu stärken. Deshalb führte er die Schulfahrten ein, an
denen alle Lehrer und Schüler sowie zahlreiche Eltern teilnahmen (1936 nach Schongau).
Allerdings scheiterte sein Lieblingsgedanke der Errichtung eines eigenen Schullandheims
für das Maximiliansgymnasium an der Entwicklung der folgenden Jahre.
Auch die guten Beziehungen zwischen Gymnasium und Universität und die Öffnung über die
deutschen Grenzen hinaus waren ihm ein großes Anliegen. Viele seiner Mitarbeiter hatten
Lehraufträge an der Hochschule, wie Dr. Hans Löwe, Dr. Friedrich Böhm und Dr. Kurt
Vogel. Ausländische Delegationen besuchten unsere Schule. Dr. Kemmer erreichte, dass auch
wieder pädagogische Seminare dem Maximiliansgymnasium zugeteilt wurden.
Am 26. April 1938, zum Schuljahresende, trat Kemmer wegen Erreichens der Altersgrenze in
den Ruhestand. |
1934 |
- Erstmals ein Seminar für Sport (Leitung StR
Huber)
- Auf Grund einer Verordnung des Kultusministeriums
wird kein Elternbeirat mehr gewählt (KMBek vom 7.3.1935)
- Einführung des Staatsjugendtages. Die Folgen: Der
Samstag wird pflichtunterrichtsfrei, die 45-Minuten-Stunde ersetzt die bisherige
60-Minuten-Unterrichtsstunde
- Einführung einer gründlichen wehrsportlichen
Ausbildung
- Planmäßiger Schwimmunterricht schon für die
Erstklässler
- Einrichtung einer Luftschutzgruppe
- Das musikalische Leben erlebt eine starke Blüte
- Viele politische Feiern werden verpflichtend, z.B.
Zum Muttertag
- Französisch löst Englisch als dritte
Fremdsprache ab
- Franz (Josef) Strauß unterzieht sich mit großem
Erfolg dem Abitur
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1935 |
- Der spätere Stadtschulrat Anton Fingerle kommt
als Referendar
- 26.9.1935: Große Werbung für die Hitlerjugend an
der Schule
- Rundfunkübertragungen von nationalsozialistischen
Feiern müssen eingeführt werden
- 6.12.1935: Erste Dichterlesung (Erwin Guido
Kolbenheyer)
- Englisch als 3. Fremdsprache läuft mit 9. Klasse
aus
- 20.6.35: Beteiligung vieler Schüler und Lehrer an
der großen Fronleichnamsprozession in München
- Zwei Schüler verunglücken, einer stirbt an einer
tückischen Krankheit
- Neun Schüler nehmen an der Ostlandtagung unter
Leitung von Stprof. Leitschuh teil
- Einführung des Schießunterrichts und des
nationalpolitischen Unterrichts am Staatsjugendtag
- Luftschutzübungen und erste Feuer-Probealarme
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1936 |
- Die Schülerstatistik der Schule führt zum
letzten Mal "Israeliten" auf. Es gibt nur noch drei: Edgar Feuchtwanger in
der Klasse 2b, Ernst Moritz in der 4b und Alfred Moritz in der 6b
- Erste große gemeinsame Schulfahrt nach Schongau
- Einführung der dritten Sportstunde unter Wegfall
der beiden bisherigen zwei Spielstunden
- Gestaltung zahlreicher "politischer und
völkischer" Gedenktage
- 26.9.1937: Entlassung der Offiziersanwärter der
9. Klasse ohne Abiturprüfung, Anfang Februar abgekürzte, mündliche Abiturprüfung für
den Rest der 9. Klasse
Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre
durch Erlass des Reichserziehungsministeriums: Mitte März machen auch die
Achtklässler Abitur
- Französisch wieder einzige 3. Fremdsprache
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1937
1938 |
- Nur noch ein jüdischer Schüler an der Schule
- 30.9.37: Dr. Kemmer erreicht Altersgrenze, muss
Amtsgeschäfte aber noch bis 30.4.38 weiterführen
- Erstmals Kleinkaliberschießkurse für 7.Kl.,
Mehrtägige Skikurse ab 5.Kl. und Rettungsschwimmkurse
- Mitwirkung des Knabenchores bei Aufführung der
Musikakademie
- Gründung eines Kammerorchesters der Münchner
Musiklehrer unter Leitung des früheren Musiklehrers am "Max", Anton Walter
- Einrichtung eines eigenen Filmraumes
- Versuch der Gründung einer Schulgemeinde gegen
die politische Gleichschaltung
- (vergebliche) Suche nach einem eigenen
Schullandheim als Gegenstück zu Hitlerjugendheimen und Hitlerjugendlager
- Andreas Schwerd wird Mitarbeiter für
Sippenforschung im NS-Lehrerbund
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