Dr. Karl Halm (1849-1856)Der erste Schulleiter des Maximiliansgymnasiums, Karl Felix Halm, wurde 1809 in München geboren, hatte das Alte Gymnasium 1826 mit Auszeichnung absolviert und mit 17 Jahren sein Studium der klassischen Sprachen bei Friedrich Thiersch an der Münchner Universität begonnen. Gerne hätte er nach glänzendem Examen die Hochschullaufbahn ergriffen, aus familiären Gründen oder weil es an der Universität keine Stellen gab, unterrichtete er als Verweser einer Planstelle am Neuen Gymnasium, dem Ludwigsgymnasium, ab 1839 am Gymnasium in Speyer. Auf Grund seiner hervorragenden wissenschaftlichen Arbeiten wurde er 1844 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und 1846 Rektor in Hadamar, wo er Erfahrungen mit dem Aufbau eines Gymnasiums sammeln konnte. Mit seiner Berufung drei Jahre später ans neu errichtete Maximiliansgymnasium in München hoffte der damalige bayerische Schulminister Ringelmann, dass "unter den Vorständen der Münchner Gymnasien selbst der löblichste Wetteifer entfacht" und Halm "den Gymnasien der Hauptstadt einen neuen Aufschwung verleihen werde" (100-Jahre-Festschrift, S. 22).Als Wissenschaftler befasste sich Halm mit Textkritik und verfasste Ausgaben mit kritischen Apparaten für verschiedene antike Schriftsteller. Er besorgte epochemachende Ausgaben von Werken Ciceros und Tacitus� und verfasste ein dreiteiliges Elementarbuch, dazu ein Lesebuch für den griechischen Unterricht. Als Pädagoge und Lehrer der Abschlussklasse versuchte er mit großem Erfolg sein von Thiersch beeinflusstes Ziel zu verwirklichen, seinen Schülern durch eine möglichst umfassende Lektüre von klassischen Werken die Kultur der Griechen und Römer zu erschließen und sie so zu einer umfassenden Grundbildung zu führen. Immer wieder setzte er sich öffentlich und im Ministerium für den Erhalt und Ausbau der alten Sprachen, auch für deren Aufnahme in die privaten Schulen ein. Er war von der Notwendigkeit und Nützlichkeit des Unterrichts in den klassischen Sprachen, "den noch immer viele Gegner und Pfleger der Mittelmäßigkeit mit scheelen Augen ansehen", auch für die praktischen Berufe überzeugt und freute sich, dass "größere Kaufleute und Banquiers, bei denen Plätze gesucht werden", davon überzeugt sind, dass "junge Leute, welche vier Jahre lang in einer guten Lateinschule methodisch geschult wurden, auch für technische Zweige anstelliger sind als solche, welche aus Gewerbeschulen, Handelsinstituten oder ähnlichen Anstalten kamen" (100-Jahre-Festschrift, S. 24). Über die Schule hinaus wirkte Halm entscheidend an der Entwicklung des bayerischen Schulwesens mit durch seine Tätigkeit in der Kommission zur Beratung einer neuen Schulordnung, als Prüfer für das philologische Lehramt und den französischen Sprachunterricht und als Respizient der oberbayerischen Lateinschulen. Wie sehr er bei Kollegen, Eltern und Schülern beliebt war, beweist die Tatsache, dass sein Namenstag häufig Anlass für Feste des ganzen Gymnasiums wurde. Aber Halm hatte auch Gegner, insbesondere in konservativ-katholischen Kreisen Münchens. Er wurde, wie übrigens auch sein Lehrer Thiersch, beschuldigt, mit seiner Begeisterung für das Griechische dem Christentum und der Monarchie zu schaden und Demokratie und Polytheismus in Bayern einführen zu wollen. In der Presse wurde ihm unterstellt, den Religionsunterricht aus dem Lehrplan streichen zu wollen. Doch sein Kollegium stellte sich geschlossen hinter ihn, gerade auch die Geistlichen seiner Schule. Unter der Ägide Halms erhielt das Maximiliansgymnasium rasch einen hervorragenden Ruf. Stolz schrieb der Schulleiter im Jahresbericht 1852/53: "Von störrischen und unverbesserlich faulen Schülern wird das Maximiliansgymnasium gemieden, da es in dem Geruche steht, als müsse man an dieser Anstalt mehr als anderswo arbeiten." So wurde das Maximiliansgymnasium schon bald zur Vorzeigeschule Münchens, an dem sich hohe ausländische Schulbeamte aus Italien und Schweden informierten (Rektoratsprotokolle aus dem Jahre 1850 und 1853). Auch unter den Lehrkräften war das Maximiliansgymnasium begehrt: Für eine freigewordene Lehrerstelle bewarben sich z. B. Im Jahr 1851 zehn Personen. Zu diesem guten Ruf der Schule trugen auch die übrigen Lehrer der neuen Schule bei, von denen zahlreiche als hervorragende, weit über die Schule hinaus bekannte Fachleute "Karriere" machten an Hochschulen, als Rektoren bayrischer Gymnasien oder, wie Franz Steininger, als erster Direktor des Maximilianeums sowie als Lehrer und Erzieher der königlichen Prinzen Ludwig und Otto. Nach sieben Jahren wurde Halm zum Direktor der Königl. Hof- und Staatsbibliothek in München und zum Professor für klassische Philologie an der Universität München berufen. 1882 starb er im 73. Lebensjahr. An seiner Beerdigung nahmen das gesamte Kollegium und viele dankbare Schüler teil.
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