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Humanistisches Gymnasium - warum ?
Das Wort "Schule" wie auch
die Sache "Schule" sind eine Erfindung der alten Griechen. Diese griechische
Erfindung wurde in Rom bekannt und nachgeahmt, von dem römischen Weltreich fand die
Institution der Schule Eingang in viele andere Länder, bis sie Weltgeltung erlangte durch
die Einführung der allgemeinen Schulpflicht (in deutschen Ländern erst im 19.
Jahrhundert). So ist die urgriechische Erfindung konstitutiv geworden für die gesamte
Welt: im europäischen Umfeld beweisen das schon die Wörter "school",
"scuola", "école" wie auch das russische "schkola" oder das
ungarische "iskola".
Das Wort "Gymnasium" stammt ebenfalls aus Griechenland und bedeutete anfangs
"Ort der Leibesübungen", wurde dann aber in der römischen Kaiserzeit auch
schon verwendet in der Bedeutung des "Ortes für charakterliche Übungen". In
der Antike und im Mittelalter war das Schulwesen dreigeteilt: die Elementarschule
diente dem Erlernen des Lesens, Schreibens und Rechnens, danach folgte die Schule des
"Grammaticus" mit dem Ziel der sog. "umfassenden Bildung" - der
griechische Begriff der "enkýklios paideía" zeigt diesen Inhalt sehr schön
auf -, und den Abschluss bildete die Rhetorikschule.
Prinzip also und Sache der Schule sind griechisch, der Begriff der "umfassenden
Bildung" ist griechisch: Diese Tatsache ist völlig unbestritten. Worüber man sich
seit dem 19. Jahrhundert immer wieder stritt, das waren die Inhalte und Gehalte dieser
"umfassenden Bildung", anders ausgedrückt: Man fragte sich immer wieder, was
der junge Mensch eigentlich lernen müsse, um dann im späteren Leben bestehen zu können.
So kam es zu einer Ausbildung der verschiedenen Schulf&äuml;cher: Sport, Mathematik,
Naturwissenschaften, Sprachen, Geschichte und Religion gehörten spätestens seit dem 19.
Jahrhundert immer zu dem ziemlich unangefochtenen Fächerkanon der sog. "Höheren
Schule".
Aber: welche Naturwissenschaften, welche Sprachen braucht der junge Mensch, ja
genauer: was "braucht" der junge Mensch, gleichgültig ob männlich oder
weiblich, überhaupt an Bildung?
Wir stehen dazu: Der Mensch, auch und gerade der junge Mensch, braucht Bildung. Zu dieser
aber gehören Themen und Bereiche, die nicht sofort in Geld umsetzbar sind. Und gerade
dieser Bildung wegen muss es eine Differenzierung geben.
So gibt es heutzutage unter anderen Mathematisch-Naturwissenschaftliche Gymnasien
mit den spezifischen Fächern Physik, Chemie, Mathematik, Musische Gymnasien, in
denen Musik Kernfach ist, und Wirtschaftsgymnasien; und so gibt es Neusprachliche
Gymnasien mit den Fremdsprachen Latein, Englisch, Französisch, wahlweise auch
Russisch oder Spanisch; und schließlich auch das von Wilhelm von Humboldt und dem
Minister Altenstein in Preußen sowie von dem großen Griechenlandliebhaber Friedrich von
Thiersch in Bayern errichtete Humanistische Gymnasium (heute mitunter Altsprachliches
Gymnasium genannt), in dem neben Latein besonders die Sprache Homers und Platons, des
Neuen Testaments und des Redners Demosthenes gepflegt wird, eben das Griechische.
Das Humanistische Gymnasium versteht sich ganz besonders als eine Institution der Bildung
- und eben nicht der Ausbildung. Dazu soll auch die Beschäftigung mit den klassischen
Sprachen und dem in ihnen ausgedrückten Gedankengut verhelfen. Es will den Zugang zur
Antike vermitteln, und zwar als Beispiel für das Leben, ja für das Leben heute: Das ist
das "Menschliche" an dem sogenannten Humanistischen, der Blick für die zu
allen Zeiten gleich bleibenden Probleme und Aufgaben des Menschen.
Durch eine relativ umfangreiche Allgemeinbildung will das Humanistische Gymnasium die
Grundlage legen für ein jedes Fachstudium, von der Theoretischen Physik bis zur
Meisterklasse im Cellospiel, von der Rechtswissenschaft bis zu den Geheimnissen der
Organischen Chemie, von der Medizin bis zur Theologie. Und genau so versteht sich auch
unser Maximiliansgymnasium.
Der Bau stammt aus dem Jahre 1912 - er liegt im Herzen von Schwabing -, in den
Achtzigerjahren völlig restauriert erstrahlt das denkmalgeschützte Gebäude in neuem
Glanz.
Das Maximiliansgymnasium zu München bietet einen zeitgerechten Unterricht in Mathematik
und den Naturwissenschaften Physik, Biologie und Chemie (es ergeht Einladung, den
Computerraum sowie die Sammlungen Biologie, Chemie und Physik einmal - nach Voranmeldung -
zu besichtigen), hier wird die Musik in den verschiedensten Bereichen gepflegt, das
Theaterspiel hatte und hat einen erstaunlich hohen Stellenwert; für Fächer wie
Geschichte, Sozialkunde, Erdkunde gilt nämliches. Religion oder Ethik sind verpflichtend
bis hinauf zum Abitur.
Die eigentlich humanistischen Fächer im oben angegebenen Sinne aber sind neben Deutsch,
der Muttersprache, und Englisch, der "lingua franca" der heutigen Welt, die
alten Sprachen Latein und Griechisch. Der Schüler der Anfangs- (5.) Klasse beginnt mit
"amo, amas, amat...", und in der siebten Lateinklasse (heute: 11. Klasse) werden
wie eh und je Vergil und Plinius, Tacitus und Sallust gelesen. Das Griechisch beginnt in
der 4. Lateinklasse (also 8. Klasse): zwei Jahre wird der Grundstock der Sprache gelehrt,
und im dritten Griechischjahr lesen die Schülerinnen und Schüler Homer, Herodot und
Platon.
Ziel des Unterrichts ist eine Zusammenschau aller Fächer zu einem Ganzen: Antike und
Moderne, Sprachen und Naturwissenschaften sollen den Schüler hinaufführen an das Ganze
der eingangs genannten "enkýklios paideía".
Wohl das Wichtigste für den Versuch, junge Menschen zu bilden - das lateinische Verbum
"erudire" heißt in der Grundbedeutung "aus dem rohen Zustand
herausholen"! -, ist der Humor: Er ist ein Grundbestandteil unserer Pädagogik, quer
durch alle Fächer und die verschiedenen Anlagen und Verhaltensweisen der Lehrer.
So behauptet das Maximiliansgymnasium in echter Dankbarkeit, zeitlos, nicht nur modern zu
sein.
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