Chronik – Andreas Schwerd
Andreas Schwerd
Nach der Pensionierung Dr. Hasenclevers aus gesundheitlichen Gründen gegen Ende des Schuljahres 1944/45 hatte zunächst Dr. Otto Büttner kurzzeitig die Führung der Amtsgeschäfte übernommen, der seinerseits im September 1945 für drei Monate von Studienprofessor Hans Scharold abgelöst wurde. Am 1. Dezember 1945 trat Andreas Schwerd sein Amt an.
Der gebürtige Unterfranke hatte das Gymnasium Münnerstadt absolviert und danach an den Universitäten Würzburg und München klassische Philologie, Deutsch und Geschichte studiert. Nach einer kurzen Zeit als Assistent am Gymnasium bei St. Stephan in Augsburg wurde Schwerd 1915 Lehrer an unserer Schule und blieb ihr 36 Jahre lang treu bis zu seiner Pensionierung. In besonderer Weise machte er sich in dieser Zeit als Schulbuchautor um den Geographieunterricht verdient und erarbeitete Band 3 des Unterrichtswerkes “Geographie für höhere Schulen”. Nach dem Krieg war er kurze Zeit im Kultusministerium für Fragen des humanistischen Gymnasiums tätig.
Sein unbestreitbarer Verdienst war es, das im Krieg stark zerstörte Maximiliansgymnasium wieder aufgebaut und schon bald einen geordneten Unterrichtsbetrieb ermöglicht zu haben. Mit Recht wurde ihm deshalb im Jahr 1960 im Treppenhaus eine Bronze-Tafel gewidmet mit der Aufschrift “Andreas Schwerd, huius Gymnasii Rector ac Restaurator eiusque per septem lustra Magister”.
In besonderem Maße sorgte er sich um die Fahrschüler, die weite Strecken zur Schule zurücklegen mussten, weil ihre Eltern evakuiert oder ausgebombt worden waren. Vieles Organisatorische musste improvisiert werden, da für die Ausbildung der 350 Schüler anfangs nur unzureichende Räume und nur wenige Lehrer zur Verfügung standen. Außerdem mussten die Schüler des Alten Realgymnasiums mitversorgt werden. So konnte man die einzelnen Klassen täglich nur zwei bis drei Stunden unterrichten.
Durch sein liebenswürdiges Wesen gelang es ihm bald, Aushilfskräfte, Ruhestands- und Flüchtlingslehrer zu gewinnen, sodass schon ziemlich bald ein lehrplanmäßiger Unterricht durchgeführt werden konnte.
Durch sein Verhandlungsgeschick mit Baufirmen und Handwerkern und seine Beziehungen zur Regierung wurden in kürzester Zeit die notwendigsten Reparaturen durchgeführt und die wichtigsten Investitionen getätigt. Alle, Lehrer und Schüler, halfen nach der Schule, zehntausende Dachziegel auszuladen und auf den Speicher zu bringen. Auch erreichte Schwerd, dass in den Wintermonaten eiserne Öfen aufgestellt wurden, bevor diese endlich im Winter 1948/49 durch den Einbau einer Dampfheizung entbehrlich wurden. Vorher musste in der kalten Zeit Brennmaterial selbst organisiert werden, wenn der Unterricht nicht ausfallen sollte. Nur die Abschlussklasse hielt auch bei eisigster Kälte mit ihrem Direktor Unterricht. Für die Lehrerschaft institutionalisierte Schwerd Fachsitzungen, für den Unterricht in Latein und Griechisch ließ er im Handdruck Übungshefte für Schüler herstellen. Auch wurden wieder regelmäßig Schulgottesdienste an Sonn- und Feiertagen abgehalten.
Zum Schuljahr 1948/49 erhielt das Maximiliansgymnasium auch wieder pädagogisch-didaktische Seminare für klassische Philologie, Mathematik und Physik und Musik zugewiesen. Gerne führte Schwerd in seiner Schule auch zusätzlich halb- oder ganzjährige Sonderkurse für Kriegsteilnehmer durch. In seinem letzten Schuljahr 1950/51 verfügte Schwerd bereits wieder über so viele Lehrer, dass nicht nur der Pflichtunterricht in allen Fächern, einschließlich der Leibesübung in der neuen Turn- und Festhalle, sondern sogar der Wahlunterricht im vollen Umfang aufgenommen werden konnte. Problemlos erfolgte die Einführung von Englisch als zweiter Fremdsprache anstelle von Französisch. Begrüßt wurde die Einrichtung einer Schulspeisung, auch wenn sie eine nicht unbeträchtliche Störung des Unterrichts bedeutete.
Skeptisch beurteilte Schwerd indes die Einrichtung des Faches Staatsbürgerkunde in den drei oberen Klassen und die Einführung von politischen Debattierklubs (Collegia Politica) für die beiden oberen Klassen sowie des parlamentarischen Schülerrats, der allerdings bald wieder abgeschafft wurde. Segensreich dagegen empfand er wieder die Zusammenarbeit mit dem neu institutionalisierten Elternbeirat, der ja im Dritten Reich aufgelöst worden war.
Als Dank für seine erfolgreichen Bemühungen um den äußeren und inneren Aufbau seiner Schule wurde Schwerd in den Landesschulbeirat berufen, wo er entschieden die Belange der Eltern, aber auch des humanistischen Gymnasiums vertrat.
Zum Ende des Schuljahres 1950/51 wurde er in den Ruhestand versetzt. Er starb am 31.1.1966.
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